Durch die Corona-Pandemie ist Homeschooling aktuell Realität in vielen deutschen Haushalten. Das stellt nicht nur die zuständigen Schulen und Lehrer vor Herausforderungen, sondern auch Eltern, die ihre Kinder meist neben dem Job zu Hause unterrichten. Insbesondere jüngere Kinder im Grundschulalter brauchen eine intensivere Betreuung und Unterstützung beim Lernen. Wir haben die Hamburger Grundschullehrerin und Sonderpädagogin Leonie Wieland* nach Tipps zum Thema Homeschooling gefragt. Sie unterrichtet die Fächer Deutsch, Religion, Englisch und Sport in den Jahrgangsstufen eins bis vier und tauscht sich mit ihren Schülern und deren Eltern regelmäßig aus. Die folgenden Anregungen sind als Hilfestellung und Inspiration gedacht, aber selbstverständlich kein Muss. Letztlich entscheiden Eltern immer individuell, welche Lernstrategien sie anwenden, um ihr Kind zu unterstützen.
"Kinder haben ein inneres Bedürfnis nach Struktur", sagt Wieland. In der Schule gibt es den klassischen Stundenplan, der Kindern dabei hilft, den Schultag zu strukturieren und sich auf verschiedene Unterrichtsfächer einzustellen. Gewohnte Strukturen beibehalten, erinnert Kinder an das, was sie bereits kennen und schafft eine vertraute Lernatmosphäre. So ist es empfehlenswert, Elemente aus der Schule auch im Homeschooling zu adaptieren. Dazu gehört, gemeinsam mit Ihrem Kind einen Stundenplan zu erstellen, der sich an den Lerninhalten der Schule orientiert.
"Ihr Kind kennt den Stundenplan und die Schulstrukturen am besten, daher ist es wichtig, dass Sie Ihr Kind in die Planung einbeziehen. So lernt es, den Lernstoff einzuteilen und sich selbst zu organisieren", empfiehlt die Lehrerin. Gemeinsam Struktur zu schaffen, motiviert Ihr Kind außerdem und schafft Raum für konzentrierte Arbeitsphasen. Als Stundenplan können Sie einen klassischen Plan in Form eines bedruckten Papiers verwenden oder eine kreative Variante in Form von Bildkarten , die mittels verschiedener Motive veranschaulichen, welches Fach als Nächstes auf dem Plan steht.
"Homeschooling ist eine Chance und bietet Kindern die Möglichkeit, eigenverantwortliches Lernen und eine innere Struktur zu entwickeln, die sie im weiteren Verlauf ihrer Schullaufbahn benötigen", sagt Wieland. Ihrem Kind Verantwortung zu übertragen ist daher ebenso wichtig wie eine gute Lernstruktur zu schaffen. Das bedeutet für Eltern konkret: Besprechen Sie die zu erledigenden Aufgaben mit Ihrem Kind und geben Sie ihm anschließend Raum, um die Aufgaben selbst zu bewältigen. Hilfreich ist dabei eine Uhr, die Ihrem Kind eine zeitliche Orientierung gibt. Eine Zeitdauer-Uhr , die verschiedene Zeiteinheiten kennzeichnet, ist ideal. Ihr Kind kann anhand der Farben leicht abschätzen, wie viel Zeit noch bleibt, bis Sie wieder kommen, um mögliche Fragen zu klären und Rückmeldung zu geben. Als Elternteil können Sie die Uhr flexibel anpassen, je nachdem wie viel Zeit die Aufgabe beansprucht und wann Sie wieder dazu stoßen wollen.
Anerkennung für die erbrachte Leistung ist elementar in der Schule. Grundschullehrer arbeiten daher gerne mit einem Belohnungssystem. Zu Hause kann das ebenfalls hilfreich sein, denn Kinder verknüpfen das Lernen dann mit positiver Rückmeldung. Das kennzeichnet nicht nur den Lernerfolg und -Fortschritt, sondern auch Anerkennung des Elternteils. "Klären Sie mit Ihrem Kind am besten, für welche Leistung es eine positive Rückmeldung gibt", empfiehlt die Expertin. So kann eine absolvierte Aufgabenstellung oder ein erfolgreich abgeschlossener Lerntag beispielsweise mit einem Sticker belohnt werden.
"Es ist während des Homeschoolings nicht entscheidend, ob Sie täglich mit Ihren Kindern auf den Spielplatz gehen, wichtig sind kleine Bewegungselemente zwischendurch, die für Abwechslung sorgen und den Kindern helfen, sich anschließend wieder auf die Schulaufgaben zu fokussieren", rät die Lehrerin. Spielerisch Bewegungsanlässe zu schaffen, hilft Ihrem Kind konzentriert an den Schulaufgaben zu arbeiten. Kinderyoga-Bildkarten können ein gutes Hilfsmittel für Eltern sein, denn sie illustrieren die Bewegungen auf anschauliche Art und Weise, die zum Nachmachen animiert.
Kreative Methoden fördern die Freude am Lernen bei Kindern. Ein Element, das beim Lernen wiederkehrt, ist das Abfragen. Dank der Wiederholungen prägt sich Ihr Kind den Lernstoff besser ein. Mithilfe eines Würfels mit Einstecktaschen können Sie Ihr Kind spielerisch abfragen, beispielsweise Vokabeln. Die Taschen können Sie immer wieder neu befüllen und somit vielseitig einsetzen.
Kreative Pausen sind ebenso wichtig wie kreative Lernanreize. Im Buch "Ich kann 1000 Dinge zeichnen" lernt Ihr Kind verschiedene Motive zu gestalten und kann dabei gleichzeitig kurz vom Lernen abschalten.
*Name von der Redaktion geändert.
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